Dienstag, 26. März 2013

"Das Lächeln der Frauen" von Nicolas Barreau

Zum Inhalt: Aurélie hat sich gerade erst mit dem Tod ihres Vaters abgefunden und damit, dass sie nun Chefin des kleinen Familienrestaurants "Les Temps des Cérises" ist, da bekommt ihr nun wieder perfekt erscheinendes Leben einen neuen Knacks: Ihr Freund Claude macht plötzlich und ohne Vorwarnung Schluss mit ihr, weil er sich in eine andere Frau verliebt hat. Und das sagt er ihr auch noch mit einem kleinen kurzen Abschiedsbrief. Völlig aus der Bahn geworfen spaziert Aurélie durch das herbstliche Paris und landet irgendwie in einer kleinen Buchhandlung, wo sie mehr aus Verlegenheit ein Buch kaufen möchte. Doch das ist nicht irgendein Buch, den schon beim Lesen der ersten paar Sätze wird ihr klar, dass dieses Buch irgendwie mit ihr verknüpft ist. Und plötzlich zählt für sie nur noch eins: Sie muss diesen mysteriösen Autor kennenlernen. Doch zwischen ihr und ihm steht dessen Lektor André, der sie immer nur abzuwimmeln scheint.

Infos zum Buch: "Das Lächeln der Frauen", Piper Taschenbuch, 336 Seiten, 9,99 € | Bei Amazon kaufen

Meine Meinung: Ich habe sicherlich noch nicht genug Bücher von französischen Autoren gelesen, um das sicher beurteilen zu können. Aber bisher fand ich alle, die ich lesen konnte, irgendwie "besonders". Da scheint immer so ein ganz kleiner Hoch des Besonderen mitzuschwingen.

Bei "Das Lächeln der Frauen" hatte ich irgendwie das Gefühl, dass sich die Geschichte als alter Film aus den 50ern oder 60ern in meinem Kopf abspielt. Die Dialoge konnte ich regelrecht in der damals oft überzogenen Betonung und mit dem leichten Rauschen im Hintergrund hören. Vielleicht lag es daran, dass Französisch, wie ich finde, eine sehr höfliche Sprache ist. Und diese wurde hier auch in der Übersetzung fantastisch umgesetzt. Viele Ausrufe und Zitate blieben in der Originalsprache, aber keine Angst, man muss kein Sprachenexperte sein. Ich selbst hab auch eher holpriges Schulwissen im Französischen und habe trotzdem alles verstanden bzw. konnte mir einen Reim draus machen. Auch die Ansprachen (Monsieur, Mademoiselle, etc.) sind im Original gelassen worden. Ich finde das ganz bezaubern und das gibt dem Buch irgendwie Persönlichkeit. Ich mag es, wenn Bücher ihre Herkunft nicht in der Übersetzung (oder manchmal leider schon im Original) verlieren.

Die einzelnen Kapitel werden abwechselnd aus Aurélies und aus Andrés Sicht geschrieben, aber auch hier verliert sich der Autor nicht daran, gestelzt feminin oder maskulin zu schreiben. Man merkt schon, dass beide eine unterschiedliche Herangehensweise an die Situationen haben, aber nichts wirkt hier übertrieben und Nicolas Barreau spielt auch nicht die sonst so beliebte Mann-Frau-Karte aus. Trotzdem konnte ich mit beiden nicht ganz warm werden. Mit Aurélie nicht, weil sie mir eigentlich in jeder Situation ein anderer Mensch zu sein schien. Mal ganz tough, mal ganz klein und verloren. Klar hat jeder Mensch unterschiedliche Seiten, aber bei ihr kommt das irgendwie sehr extrem rüber. So ganz weiß ich bis jetzt noch nicht, was für eine Person sie letztendlich ist. Bei André wiederum habe ich das Problem, dass ich ihn einfach sehr unsympathisch finde. Zunächstmal mag ich keine Menschen, die meinen, dass der eigene Stress eine Entschuldigung dafür ist, andere schlecht zu behandeln. Wenn man das dann regelmäßig macht und immer alles auf den Stress im Job schiebt, hat man halt den falschen Job. Und wenn man dann sogar noch während man sich entschuldigt durchblicken lässt, dass der andere ja aber auch wirklich empfindlich ist, finde ich das wirklich nicht mehr lustig.

Insgesamt war die Geschichte für mich aber stimmig, wenn natürlich auch hier und da überzogen. Ich möchte nicht zuviel verraten, aber vieles war sehr vorhersehbar, was ich dann schon wieder schade fand. Die wenigen spannenden Stellen, bei denen man nicht wusste, was jetzt kommt, waren aber auch wirklich gut und ich wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Überhaupt liest es sich sehr schnell und flüssig und ich hätte es wohl in zwei Tagen ausgehabt, wenn ich nicht nebenbei noch ein anderes Buch gelesen hätte. Trotz vieler Schwächen also ein unterhaltsames Buch für den (hoffentlich jetzt kommenden) Sommer.

Bewertung:

1 Kommentar:

  1. Danke für die schöne Rezension. Ich habe das Buch vor kurzem angefangen und bin gespannt, was mich noch erwartet.
    LG
    Yvonne

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