Donnerstag, 7. Februar 2013

"Ready Player One" von Ernest Cline

Zum Inhalt: Es ist das Jahr 2044. Die Menschen haben die Erde so gut wie zugrunde gewirtschaftet. Es gibt kaum noch Öl oder sonstige Ressourcen. Nur wenige ganz Reiche haben noch ein angenehmes Leben. Alle anderen leben in heruntergekommenen, völlig überladenen Vierteln. Doch zum Glück gibt es die OASIS, eine virtuelle Welt. Dort kann sich jeder völlig kostenfrei eine neue Identität erschaffen. Man kann heissen, aussehen und sein, was oder wer man will.

Auch Wade ist einer dieser Menschen. Im realen Leben ist er Waise, der von seiner Tante nur irgendwie geduldet wird. Er ist schüchtern, zu dick, hat kein Geld. Aber in der OASIS ist er Parzival. Zwar kann er es sich auch dort nicht leisten, seinen Charakter groß auszurüsten, aber er ist weniger schüchtern und er hat Freunde. Außerdem ist er ein Gunter, einer der Charaktere, die sich der Aufgabe verschrieben haben, das "Easter Egg" zu finden, welches der verstorbene Erschaffer der OASIS hinterlassen hat. Wer die geheimen Schlüssel findet und schwierigen Aufgaben löst und somit am Ende das "Easter Egg" findet, der erbt das gesamte Vermögen des Verstorbenen. Nach mittlerweile sechs Jahren glauben die meisten Gunter kaum noch daran, dass sie der Glückliche sein könnten, und auch Wade hat diese Hoffnung eigentlich nicht mehr wirklich. Doch dann gelingt ihm das Unglaubliche: Er findet den ersten Schlüssel. Und damit beginnt ein verrücktes Abenteuer, das Wade quer durch die ihm so lieb gewordene virtuelle Welt und durch die 1980er Jahre mit allen ihren Arcade-Spielen, ihrer wilden Gitarrenmusik und ihren Cartoonserien führt.

Infos zum Buch: Deutsche Version: "Ready Player One", Penhaligon Verlag, gebundene Ausgabe, 512 Seiten, 19,99 € | Bei Amazon kaufen
Englische Version: "Ready Player One", Arrow, Taschenbuch, 384 Seiten, 7,95 € | Bei Amazon kaufen

Meine Meinung: Was für ein krankes und gleichzeitig wunderbares Buch! Mein Kopf dreht sich immer noch von dieser wilden Reise und vielleicht sollte ich mir ein bis zwei Tage Zeit lassen, bevor ich eine Rezension dazu schreibe. Aber ehrlich gesagt, habe ich Angst, dass ich dann plötzlich alles wieder vergesse. Also, nicht alles, aber wichtige Teile. Obwohl...so richtig sicher kann ich mir auch jetzt gar nicht sein, ob ich da jetzt alles verstanden habe.

Aber mal langsam. Fangen wir von vorne an...

Die Lobeshymnen, die auf und in dem Buch abgedruckt sind, versprechen nicht zuviel: Absolute Nerds und Computerfreaks kommen hier voll auf ihre Kosten. Von den Anfängen der Computer, wie wir sie kennen, irgendwann Ende der 70er bis zu der neuesten Technologie (selbstverständlich der von 2044!) ist hier alles vertreten. Hardwarekomponenten, Spieledetails, Charakterskills...all solche Sachen werden bis ins kleinste beschrieben. Und ja, mein Kopf hat sich nicht nur einmal wild gedreht und ich habe nur noch irgendwelche Zahlen vor meinem inneren Auge vorbeihuschen gesehen. Aber komischerweise stört das kein bißchen. Klar, manche Stellen werden halt überflogen, weil man sich unter den einzelnen Bezeichnungen gerade nichts vorstellen kann. Aber meistens schafft es Ernest Cline tatsächlich, alles auch für absolut technikphobe "Noobs" (hehe!) sinnvoll zu erklären. Selbst am Ende des Buches, bei welchem die Handlung wirklich rasant wird, hatte ich nicht das Gefühl, dass ich jetzt nicht mehr folgen kann. Im Gegenteil fand ich es sogar wahnsinnig beeindruckend, mit wie viel Fantasie er diese beiden Welten erfunden und aufeinander aufgebaut hat.

Dabei fand ich besonders beeindruckend, wie realistisch diese Zukunft wirkt. Klar, dass unsere Gier, was Öl und Energie betrifft, irgendwann mal ein böses Ende nimmt, haben viele Bücher und Filme als Ausgangspunkt. Aber darüber hinaus hat Ernest Cline bis ins Detail beschrieben, wie die Welt dann aussehen könnte. Ein Beispiel dafür sind die "Stacks", übereinander getürmte Wohnwagen und mobile Häuser, in welchen die Menschen nun leben, da sie keine Möglichkeit mehr haben, mit dem Auto weitere Strecken zu überbrücken und somit alle geballt in Zentrumsnähe der großen Städte wohnen müssen. Die OASIS selbst hat er dann auf den 1980er Jahren aufgebaut, der Ära, in welcher der Erschaffer, James Halliday, selbst aufgewachsen ist. Auch hier wird alles so umfangreich beschrieben und so perfekt aufeinander aufgebaut, dass man wirklich glaubt, die OASIS wäre bereits in der Mache. Und so gesehen ist auch das wieder realistisch. Zwar gibt es bisher nichts, was auch unser reales Leben miteinbezieht, wie im Buch z.B. Wade's Schule, aber große virtuelle Welten gibt es schon als soziale Netzwerke wie Second Life oder Spiele wie World of Warcraft. Es fällt einem also nicht schwer zu glauben, dass man selbst sein Leben im Jahr 2044 auch hauptsächlich online verbringt.

Mit Wade selbst wurde ich auch sofort warm. Klar, er ist natürlich ein klein wenig der Cliché-Held für so ein Buch. Einsam, entspricht nicht dem Schönheitsideal, hat wenig Geld...der geborene Außenseiter eben. Aber eben auch in einer Welt voller Außenseiter, denn eigentlich flüchten sich ja fast alle in diese perfekte virtuelle Welt, weil ihnen das reale Leben nichts bietet. Im Gegensatz zu vielen anderen geht er damit auch erfrischend ehrlich und mit einer gehörigen Menge Sarkasmus um, was ihn schon wieder ganz herzlich und offen wirken lässt. Ebenso ergeht es einem mit seinen Freunden, welche man nach und nach besser kennenlernt. Besonders sein bester Freund Aech wächst einem wirklich ans Herz und sorgte zumindest bei mir am Ende auch für einen wirklich herzlichen Lacher.

Was jetzt wie eine Art SciFi-Buch für Nerds klingt...naja, ist genau das, stellenweise. Aber darüber hinaus bietet das Buch auch noch so viel Abenteuer, Spannung und, ja, sogar Romanze, dass man es einfach lieben muss und kaum aus der Hand legen will! Definitiv mein erstes Highlight dieses Jahr.

So...und jetzt entschuldigt mich, ich geh mal eben eine Runde virtuelle Monster töten. Vielleicht finde ich da auch irgendwo ein paar Billiönchen, die jemand irgendwo versteckt hat. ;)

Bewertung:

4 Kommentare:

  1. *lach* so ähnlich lautete auch mein letzter Satz der Rezi. Das Buch macht einfach Lust aufs Zocken, oder? *breitgrins*

    Ich fand es auch ein Lesehighlight und kann deiner Meinung nur voll und ganz zustimmen. So viel technisches mit drin und trotzdem keinen Deut langweilig. Mir ist es immernoch ein Rätsel, wie der Autor das geschafft hat. Es ist eines der Wenigen Bücher, die ich sicher irgendwann noch einmal lesen werde.

    Liebe Grüße fireez

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  2. Ja, das ist echt der Hammer. Ich hab' direkt meinen World of Warcraft-Account wieder entstaubt. :)

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  3. Stimmt, das ist echt ein fantastisches Buch und ich bin gespannt, ob sie die geplante Verfilmung wirklich umsetzen können.

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  4. Vor der Verfilmung hab ich auch etwas Angst. Ich kann mir kaum vorstellen, wie sie das machen wollen. Die meisten animierten Filme, die auf real machen wollen, sehen da doch etwas hölzern aus...

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