Sonntag, 3. Februar 2013

"Der Terminal Mann" von Sir Alfred Mehran

Zum Inhalt: Wenn Menschen verreisen, fängt das oft mit einem Aufenthalt im Flughafen an. Man wartet, kauft etwas ein, trinkt einen Kaffee... Am Ende steigt man in einen Flieger und reist an sein Ziel. Nicht so "Sir Alfred". Denn er lebt im Flughafen. Weil er keine andere Wahl hat. Seit 1988 bleibt ihm nichts anderes übrig, als im Pariser Flughafen Charles de Gaulle darauf zu warten, dass die unerträgliche Bürokratie zwischen den Staaten es ihm endlich ermöglicht, dass er legal das Flughafengelände verlassen darf. Denn nachdem ihm seine Papiere gestohlen wurden, erlaubt ihm kein Land die Einreise. Belgien wiederum, die ihm die Papiere ersetzen können und müssen, werden dies nur tun, wenn er selbst vor Ort ist. Ein Teufelskreis also, bei welchem er selbst völlig hilflos ist. Und so wird der Flughafen sein Zuhause und er selbst Teil des Ortes, den andere nur als Zwischenstopp sehen.

Infos zum Buch: "Der Terminal Mann", Ullstein, Taschenbuch, 239 Seiten, -,-- € (aktuell scheinbar nicht erhältlich und auf meinem Mängelexemplar ist der Preis durchgestrichen)

Meine Meinung: Was für eine unglaubliche Geschichte! Gehört hatte ich dadurch selbstverständlich schon durch den Hollywoodfilm "Terminal" mit Tom Hanks. Dieser basiert jedoch nur grob auf der Geschichte von Sir Alfred Mehran, denn der kommt ursprünglich aus dem Iran und will auch nicht in die USA einreisen. Trotzdem ist die Geschichte für mich immer noch völlig unglaublich. Wenn es nicht auf einer wahren Begebenheit beruhen würde, ich würde wohl kritisieren, dass der Autor hier maßlos übertreibt. Dass die Bürokratie manchmal schon verrückt ist und einen in den Wahnsinn treiben kann, ist ja nichts Neues. Dass jemand jedoch über ein Jahrzehnt in ihrem Wirrwarr gefangen sein kann, ohne dass irgendjemand Verantwortliches einfach auch mal was unternimmt, ist doch völlig gaga!

Interessant war das Buch daher allemal. Ich fand es auch spannend zu erfahren, wie Sir Alfred denn eigentlich in diese Lage geraten ist. Denn das ist zwar sehr komplex, aber Schritt für Schritt verständlich erklärt, auch für Nicht-Bürokraten.

Dennoch konnte mich das Buch nicht völlig überzeugen, weil die Aufbau und Schreibweise einfach sehr sprunghaft sind. Es wechselt zwischen langen Passagen, in welchen abwechselnd die Geschehnisse beschrieben werden, die halt den ganzen Tag über so vorkommen und die Geschichte, wie Sir Alfred überhaupt den Iran verlassen und was er vor seinem Leben am Flughafen erlebt hat, und ganz kurzen Ausschnitten aus Tagebucheinträgen, die seinen Tagesablauf so schildern. Dabei fand ich es schwierig, eine Beziehung zu ihm aufzubauen, denn er wirkt wie ein sehr reservierter Typ. Emotionen kommen dabei kaum auf und irgendwann hat mich dadurch sein Tagesablauf auch gar nicht mehr interessiert. Nachdem die Neugier einmal gestillt war, wie es denn zu dieser verrückten Ausgangslage gekommen ist, hätte ich das Buch auch gut und gerne wieder aus der Hand legen können. Da fand ich es dann auch ganz angenehm, dass das Buch so dünn und durch seine Tagebuchform auch schnell gelesen ist.

Mein Fazit ist, dass es auf jeden Fall eine interessante Lebensgeschichte ist, die aber leider schlecht erzählt wird und dadurch den Leser nicht fesselt. Interessant fand ich später lediglich, mich selbst in seine Lage zu versetzen.

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