Freitag, 23. November 2012

"Halunken, Tod & Teufel (Flavia de Luce, Bd. 03) von Alan Bradley

Zum Inhalt: Es ist Jahrmarktszeit in Bishop's Lacey. Alle haben Spaß, nur Flavia sorgt mal wieder für Chaos, indem sie das Zelt einer Wahrsagerin halb abfackelt. Wegen ihres schlechten Gewissens bietet sie der Dame an, bei sich zu Hause auf Buckshaw mit ihrem Wohnwagen zu rasten. Doch ab da überschlagen sich die Ereignisse. Die Wahrsagerin wird überfallen, ihre mysteriöse Enkelin taucht plötzlich auf, und dann findet Flavia auch noch eine Leiche auf Buckshaw.

Wieder einmal sieht sich die kleine exzentrische Ermittlerin dazu gezwungen, den Fall selbst aufzuklären, denn, sind wir mal ehrlich, die Polizisten sind ja nun wirklich zu unfähig! Doch dann findet sie sich auch noch selbst unter Verdacht wieder...

Infos zum Buch: "Halunken, Tod & Teufel", Blanvalet Taschenbuch Verlag, Taschenbuch, 368 Seiten, 8,99 € | Bei Amazon kaufen

Meine Meinung: Ich sage es ja wirklich oft, aber immer noch nicht oft genug: Ich liebe, liebe, liebe Flavia! Von allein Helden / -innen, die es in den verschiedenen Buchreihen so gibt, ist sie mir wirklich die liebste. Sie ist so herrlich trocken, exzentrisch und ernst - und dabei völlig unfreiwillig urkomisch. Wenn sie von ihren unerträglichen Schwestern und den Streichen, die sie sich gegenseitig spielen erzählt, könnte ich mich jedes Mal abrollen. Flavia spielt nicht einfach irgendwelche Streiche, nein, sie setzt ihre umfangreichen Kenntnisse der Chemie ein und sorgt so dafür, dass die Schwestern von ihrer Creme Ausschlag bekommen und ihnen von Pralinen übel wird. Und das alles so nebenbei.

Denn natürlich ist Flavia in erste Linie eines: Die kühnste Ermittlerin, die Bishop's Lacey jemals gesehen hat! Auch hier kommt ihr Wissen, was Chemie und sonstige Wissenschaften angeht, wieder zugute. Sie kann eigenständig nach Beweisen suchen, Proben nehmen und auswerten und Zusammenhänge verstehen. Dabei wird das von Alan Bradley einfach herrlich komisch erzählt. Zu jedem Versuch, den Flavia in ihrem eigenen Chemielabor durchführt, fällt ihr eine Geschichte ein, meistens bezogen auf ihre Schwestern.

Aber neben Flavia gibt es natürlich auch noch jede Menge andere Charaktere, die Bishop's Lacey bevölkern, allesamt einer skurriler als der nächste. Viele davon tauchen in jedem Buch auf, wie ihre Familie, die Hausangestellten und die Polizeibeamten. Daneben bringt Bradley aber auch immer wieder neue Charaktere ins Spiel, die auf den jeweiligen Fall zugeschnitten sind. Hier sind dies einerseits die Wahrsagerin Fenella und dessen Enkelin, die ja eigentlich Durchreisende sind. Das gab es auch im zweiten Teil bereits mit dem Puppenspieler. So hat man auch nicht, wie bei vielen Krimis, die in kleinen Ortschaften spielen, das Gefühl, dass sich jetzt plötzlich jeder Einwohner zum Bösewicht oder Opfer entwickelt. Man kennt das ja, dass sich der Gedanke einschleicht, dass in keiner Gemeinde so viele Dramen vorkommen. Durch diese Durchreisenden wird das Zusammenspiel zwischen den Nachbarn und Gemeindemitgliedern aufgelockert und es ergeben sich neue Zusammenhänge und Hintergründe. Andererseits lernt man aber auch in jedem Buch neue Einwohner von Bishop's Lacey und Umgebung kennen. So stellt Bradley auf der anderen Seite auch sicher, dass der Leser nicht das Gefühl hat, dass zu viele Fremde das kleine verschlafene Nest aufsuchen, was für so ein Dörfli ja auch wieder unglaubwürdig wäre.

Aber die Hauptstärke des dritten Bandes liegt auch hier wieder im gesunden Mix aus Rätsel, Spannung und Humor. Ist ist spannend genug, um als Krimi durchzugehen. Man kommt nicht umhin, mitzurätseln, zu überlegen, wie welche Charaktere miteinander verbunden sind und zueinander stehen. Das gute alte "Whodunnit" eben. Aber Flavia ist als Protagonistin auch wieder so ungewöhnlich, die Charaktere so skurril, dass es eben auch wahnsinnig komisch ist. Dadurch wird die Reihe im Genre "Krimi" einfach sehr einzigartig und hat schon allein deshalb viele Fans. Wer Krimis an sich gern mag, aber die Nase voll hat von den typischen ernsten Ermittlern, die Frau, Kind, Oma und Hund verloren haben und deshalb verbissen ihre Mordfälle aufklären, der findet in Flavia eine gelungene Abwechslung dazu. Besonders Fans des trockenen britischen Humors kommen hier voll auf ihre Kosten.

Aber ein kleines bißchen was zu meckern habe ich trotzdem. Im Gegenteil zu den Vorgängern fand ich die Geschichte hier einfach etwas zu verwirrend und zu verwinkelt. Dadurch waren einige Sachen schwer nachvollziehbar und man hatte vorher beschriebene Zusammenhänge schon wieder vergessen. Das Lesen war deshalb wesentlich weniger flüssig, die Geschichte zog sich stellenweise etwas und ich hatte häufig das Gefühl, dass alles sich etwas nach dem "Stop & Go"-Verfahren entwickelt hat. Man befand sich im Lesefluss, hatte das Gefühl, dass es jetzt losgehen würde, aber dann wurde man doch wieder ausgebremst und Bradley geleitete einen zu wieder einem anderen Punkt. Mir persönlich hat "Halunken, Tod & Teufel" deshalb ein kleines bißchen weniger gefallen als seine beiden Vorgänger.

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