Donnerstag, 16. August 2012

"Will Grayson, Will Grayson" von John Green & David Levithan

Zum Inhalt: Es gibt sicherlich Tausende von Will Graysons auf der Welt. Das Buch handelt jedoch von zwei von ihnen. Sie leben nicht sehr weit voneinander entfernt, gehen beide auf die High School, sind beide noch Teenager und nicht gerade zufrieden mit ihrem Leben und befinden sich im absoluten Gefühlschaos. Viele Parallelen also, und doch könnten sie nicht unterschiedlicher sein. Und dann treffen sie sich, ausgerechnet in einem Sexshop in Chicago, in dem beide eigentlich gar nicht sein dürften...

Infos zum Buch: "Will Grayson, Will Grayson", Puffin, Taschenbuch, 336 Seiten, 9,50 € | Bei Amazon kaufen

Meine Meinung: Eigentlich hätte dieser Blogeintrag einen eigenen Titel verdient. Ich würde ihn am liebsten "Wie ich mich Hals über Kopf in John Green verliebte" nennen. Ich weiß, ich bin mal wieder spät dran und ich sollte den vielen lieben Buchnerds auf Lovelybooks, Goodreads & Co. mehr und öfter vertrauen. Aber jetzt ist es ja passiert und ich bin angefixt.

Dabei muss ich mir natürlich erst auch nochmal ein Bild von einem Buch ohne die Mitarbeit von David Levithan machen. Denn in "Will Grayson, Will Grayson" ist die Kooperation der beiden einfach genial. Durch komplett unterschiedliche Schreibstile schaffen die beiden es, dass man sofort die verschiedenen Charaktere beider Wills wahrnimmt. Das Buch ist in Kapitel aufgeteilt, welche abwechselnd aus der Sicht des einen, dann des anderen Wills geschrieben sind. Dabei ist der erste, von John Green geschriebene, Will eher ein "normaler" Teenager. Er ist nicht besonders beliebt, hat aber seinen festen Freundeskreis. Er geht mit den ersten ernstzunehmenden Gefühlen so um, wie viele Jungs in seinem Alter: Er versucht einfach, sie zu ignorieren und zu überspielen. Und doch erlebt er so seine erste große Liebe. Und auch die dreht sich natürlich ausgerechnet um das Mädchen, für dass er sich niemals interessieren wollte. Die Geschichte um diesen Will wäre also fast schon langweilig, da viel zu klassisch, wenn da nicht sein komplett verrückter Freund Tiny wäre. Der ist sehr, sehr stark übergewichtig und geradezu über-schwul. Das absolute Gegenstück zu Will. Und damit bringt John Green auch eine richtig witzige Note in seinen Teil der Geschichte ein. Ich fand Tiny einfach großartig. Richtig nervtötend, aber großartig.

Dem gegenüber steht der andere Will Grayson, diesmal von David Levithan geschrieben. Auch seine Gefühle und Probleme sind leider heutzutage recht typisch für einen Jungen in seinem Alter. Er lebt mit seiner Mutter in einem kleinen Haus, sie haben nicht viel Geld und der Vater hat sie verlassen. Will leidet und Depressionen, ist schwul, will sich jedoch nicht outen, hat eigentlich keine wirklichen Freunde, weil er sich anderen Leuten gegenüber nicht gern öffnet und fühlt sich grundsätzlich allein. Einziger Lichtblick: Seine Internetliebe Isaac, mit dem er täglich stundenlang chattet. Mit Isaac kann er über alles sprechen, er ist der Einzige, der ihn versteht. Und dann entscheiden sie sich endlich, sich zu treffen. Insgesamt ist die Geschichte des zweiten Will Graysons also eine viel traurigere. Und doch konnte ich mich noch schneller mit ihm anfreunden. Es gibt zwar hier viel mehr emotionale und melancholische Momente, dafür ist aber auch Wills Sarkasmus und sein schwarzer Humor großartig. Das macht ihn für mich gleich doppelt sympathisch. Obwohl er anfangs fast schon bösartig über andere Menschen, besonders seine Mutter, spricht, merkt man sofort, dass er nichts davon wirklich so meint und dass er einfach nur Angst davor hat, welchen Einfluss andere Menschen auf sein Leben haben könnte.

Obwohl die Geschichten der beiden ja eigentlich wirklich schon 100% in irgendeiner Form mit unterschiedlichen Charakteren erzählt wurden, haben John Green und David Levithan es doch geschafft, ein absolut einzigartiges Buch zu verfassen. Einerseits natürlich durch verrückte Charaktere wie Tiny, der sein komplett durchgeknalltes Musical plant, andererseits aber einfach auch durch die vielen tollen Konversationen. Jeder, der selbst schon einmal versucht hat, eine Geschichte oder ein Buch zu schreiben weiß, dass Gespräche einfach wahnsinnig schwer umzusetzen sind. Es ist nicht leicht, sie nicht zu banal, aber auch eben nicht gekünstelt klingen zu lassen. Hier sind sie aber wirklich "spot-on", verlieren sich manchmal natürlich auch ein bißchen im Small Talk, wie im wahren Leben, bringen die Beteiligten aber immer auch ein Stück weiter in ihrer Beziehung. Und, was ich persönlich wunderbar finde, das Buch lehrt auch die ältesten Leser noch etwas über Freundschaft. Sie kann auf so viele Arten entstehen, in so vielen verschiedenen Formen bestehen und jede Beziehung und jede Freundschaft braucht eine andere Art von "Futter", um sie am Leben zu erhalten.

Mir hat "Will Grayson, Will Grayson" richtig gut gefallen und ich habe es jetzt schon in den elitären Kreis meiner Lieblingsbücher erhoben!

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