Dienstag, 12. Juni 2012

Anne Frank Tagebuch

Nein, hierzu möchte ich keine Rezension schreiben, denn ich bin nicht der Meinung, dass es hier um Schreibstil, Wortwahl und Unterhaltungswert geht. Viel mehr geht es mir darum, das Buch wirklich jedem ans Herz zu legen, der es noch nicht gelesen hat.

Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich das Buch erst jetzt gelesen habe. Meine Schule war...nunja, sehr darum bemüht, uns ja nicht das Dritte Reich vergessen zu lassen, aber uns wirklich ein Gefühl dafür zu vermitteln, was damals passiert ist und wie schlimm das war, lag wohl jedem fern. Jedenfalls konnte ich seinerzeit jedes Datum von jedem Ereignis und jeden Namen von irgendwem, der in der Politik eine Rolle gespielt hat, auswendig runter rasseln. Aber interessiert hat es mich nicht.

Deshalb hat es wohl jeden überrascht, dass ich in Amsterdam gesagt hab, ich möchte mir das Anne Frank Haus anschauen, sogar mich! Und tatsächlich war es für mich zuerst nur ein weiterer Stop auf meiner Sightseeing-Liste. Je länger ich aber durch die Räume gegangen, Treppen rauf- und wieder runtergekrabbelt bin und je größer meine Gänsehaut bei den winzigen dunklen Räumlichkeiten wurde, desto mehr hat mich das alles auf einmal interessiert. Nicht, was Hitler oder sonstwer wann wie wo verkündet hat, welcher Staat wann wo eingefallen ist und welchen Landstrich erobert hat, sondern die Menschen.

Deshalb lag es natürlich nahe, mir noch gleich an Ort und Stelle Anne Franks Tagebuch zu kaufen. Und beim Lesen wurde schnell klar: Hätte man mich das schon eher lesen lassen, hätte mich die Geschichte unseres Landes schon viel eher berührt.

Das Buch ist nicht voll von Fakten, die man von weitem betrachtet und die einen deshalb nicht berühren. Es geht nicht um "die Juden", eine gesichtslose Masse von Persönlichkeiten, die einem zwar leid tun, für die man aber wegen dem mangelnden Bezug keine wirklichen Gefühle entwickeln kann. Sondern es geht um ein junges Mädchen und ihre Gedanken und Gefühle. Das Buch hätte zu jeder Zeit von jeder Jugendlichen geschrieben werden können, denn hier geht es gar nicht um Krieg oder Politik, sondern darum, wie es ist, erwachsen zu werden. Nur, dass Anne, im Gegensatz zu uns allen erstens gar nicht erst erwachsen werden durfte und zweitens ihre Pubertät auf engstem Raum mit ihr teils fremden Menschen erleben musste. Und obwohl eigentlich nur selten von Politik, Krieg oder den Nazis die Rede ist, wird gerade dadurch erst wirklich klar, was man den Menschen damals damit angetan hat.

Vorstellen kann ich mir alles natürlich immer noch nicht vollständig. Aber ich fand das Buch großartig und habe erst jetzt das Gefühl, so langsam zu verstehen, was damals passiert ist. Sofern man das jemals kann.

Wer es noch nicht gelesen hat, sollte das unbedingt so schnell wie möglich nachholen.

4 Kommentare:

  1. Jeder sollte dieses Buch einmal gelesen haben und ich finde gut, dass du es jeden nahe legst es einmal zu lesen!

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  2. Wir hatten damals einen sehr engagierten Geschichtslehrer, der uns auch persönliche Schicksale nahegelegt hat. Das Tagebuch der Anne Frank haben wir zwar nicht gelesen, aber doch darüber gesprochen. Unser Lehrer hat uns eher über das Schicksal der Menschen in Polen berichtet, da u.a. seine Großmutter selbst von Vergewaltigung und Ausbeutung betroffen war. (Es hört sich vielleicht seltsam an, aber als er aus einem Buch gelesen hat, hat er geweint)
    Von daher hab ich mich auch während der Schulzeit schon für die Schicksale der Menschen interessiert und das Tagebuch der Anne Frank gelesen.

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  3. @Katie - Dein Lehrer klingt super, wenn man das in dem Zusammenhang so sagen kann. Für ihn war das sicher nicht so toll. Aber ich mag es total, wenn Lehrer es schaffen, Schüler für wichtige Themen zu begeistern, indem sie einfach ehrlich sind.

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  4. hallo, wirklich ein Buch, das man gelesen haben sollte. Ein schöner Blog, ich bin dann mal direkt Leser geworden. Kannst auch gerne mal bei mir vorbeigucken. L.G. Annette http://die-rezensentin.blogspot.de/

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