Freitag, 11. Mai 2012

Nachricht von dir von Guillaume Musso

Zum Inhalt: Es ist kurz vor Weihnachten, als Madeline und Jonathan sich am Flughafen JFK in New York begegnen. Die Begegnung ist kurz und würde wohl beiden nicht lang im Gedächtnis bleiben, wenn sie nicht ihre Handies vertauscht hätten. Beiden fällt das jedoch erst am jeweiligen Zielort auf, Tausende von Kilometern voneinander entfernt. Denn Madeline wohnt in Paris, Jonathan in San Francisco. Sie beschließen, sich gegenseitig die Telefone zukommen zu lassen. Doch irgendetwas hindert sie daran und lässt sie spüren, dass sie mehr verbindet als nur ein vertauschtes Telefon.

Beide können es nicht lassen und schnüffeln in den privaten Daten des anderen herum. Und so entdecken sie immer mehr, das sie die Vergangenheit verbindet, ohne dass sie etwas davon wussten.

Infos zum Buch: "Nachricht von dir", Pendo Verlag, Taschenbuch, 464 Seiten, 14,99 € | Bei Amazon kaufen

Meine Meinung: Das Buch war mal eine richtige Überraschung. Es entspricht so gar nicht dem Eindruck, den Cover und Beschreibung vermitteln. Als ich es gekauft habe, habe ich mit einer romantischen, aber ernsthaften und irgendwie "echten" Liebesgeschichte gerechnet. Das Anlesen der ersten paar Seiten ergab zusätzlich einen leicht skurrilen Eindruck für diese Art Buch, irgendwie so, wie man es häufig von französischen Autoren und Filmemachern kennt. Auf jeden Fall war ich auf einiges an Romantik und Emotionen gefasst.

Der Anfang ging auch durchaus in diese Richtung. Ohne dass Guillaume Musso gleich zu Anfang sein Pulver verschießt und die gesamte Vergangenheit aufdeckt, ist unschwer zu erkennen, dass Madeline und Jonathan einiges erlebt und ertragen haben. Beide Leben sind die Konsequenz aus gescheiterten Versuchen und zum Teil auch Existenzen. Ohne zu viel zu verstehen, bekommt der Leser gleich den Eindruck, dass beide krampfhaft versuchen, sich selbst einzureden, dass das Leben, welches sie führen, genau das ist, was sie wollen und brauchen. Glück sieht irgendwie anders aus. Schön finde ich hier, dass man das zwar spürt, aber nie richtig greifen oder erklären kann. Wie im richtigen Leben, ganz ohne Schnörkel und übertrieben emotionale Handlungen.

Mit der Zeit jedoch entwickelt sich das Buch komplett anders als erwartet. Es wird spannend, ja fast schon zu einem Krimi. Eine Art plätschernde Melancholie weicht actiongeladener Spannung. Wo die Geschichte anfangs noch etwas ziellos und mit vielen Beschreibungen langsam verlief, gibt es hier Seite um Seite neue Wendungen. Etwas schade fand ich hier, dass, sobald dieser Sprung vollbracht war, die Geschichte und somit auch das Ende etwas vorhersehbar wurden. Es war, zumindest mir, klar, wer mit wem was zu tun hatte und welchen Einfluss auf den Verlauf der Geschichte hatte. Nur die Details sind lange Zeit unklar. Das Ende fand ich generell etwas schwach auf der Brust.

Außerdem gab es ein paar kleine, eigentlich unbedeutende, Details, die mir negativ aufgefallen bzw. schlecht recherchiert schienen. Die Übersetzung war z.B. sehr holprig. So schaut sich Jonathans Sohn an einer Stelle "Bob, der Schwamm" an, wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass "Spongebob Schwammkopf" gemeint war. Mit ein bißchen Recherche hätte man das korrigieren können. An einer anderen Stelle wird erwähnt, dass man mit einem Smart mit "nur 12 PS" rumfährt. Auch hier hätte ein kurzer Blick auf die Homepage des Herstellers gereicht, dass die Miniautos nun auch wieder nicht SO wenig PS haben. Insgesamt also wirklich Kleinigkeiten, die aber insofern ärgerlich sind, dass sie die notwendige Auseinandersetzung mit dem Produkt an sich vermissen lassen. Auf Neudeutsch würde man hier wohl von mangelnder "dedication" sprechen.

Trotzdem fand ich das Buch insgesamt sehr schön. Es ließ sich flüssig lesen und ist in sich schlüssig. Außerdem gefällt mir die oft blumige Sprache. Ich weiß nicht, ob das wirklich damit zu tun hat, dass wir hier einen französischen Autor haben, da fehlt mir der Vergleich. Aber im Gegensatz zur z.B. recht harten, faktischen Sprache skandinavischer Autoren wirkt hier alles viel weicher, Emotionen werden offener angesprochen, Orte eingehender und "romantischer" beschrieben. Das gefiel mir zumindest sehr. Richtig toll fand ich auch die Einleitung, die zwar so gar nichts mit dem Schreibstil des restlichen Buches gemeinsam hat, aber zumindest mich doch in die richtige Stimmung für die Geschichte gebracht hat.

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