Sonntag, 20. Mai 2012

Ashby House von V. K. Ludewig

Zum Inhalt: Mit Geschwistern ist das ja so eine Sache. Sind sie beliebter, erfolgreicher, besser als man selbst? Laura Shalott hat da mit ihrer Schwester Lucille genau ins Schwarze getroffen, denn die ist eine berühmte Fotografin, um deren Arbeit sich trotz ihrer exzentrischen Art die Hollywoodstars reißen. Laura steht dabei ständig im Schatten ihrer Schwester, kommt aber trotzdem nicht von ihr los. Besonders nach deren tragischem Unfall, seit dem sie nicht mehr laufen kann, fühlt Laura sich irgendwie gleichzeitig von ihr abhängig und abgestoßen.

Als Lucille schließlich Ashby House, ein gruseliges altes Anwesen in Cornwall, kauft und einzieht, folgt auch Laura ihr. Obwohl sie sich dort gleich unwohl fühlt, versucht sie sich dort einzurichten. Doch schon nach kurzer Zeit verschwindet erst ihre Schwester und dann überschlagen sich die Ereignisse, welche Laura klar machen, dass Ashby House weit mehr ist als nur ein verfallenes Gebäude. Zusammen mit ihrem Butler Steerpike macht sie sich auf die Suche nach ihrer Schwester und entdeckt dabei Dinge, die sie sich wohl nie hätte vorstellen können.

Infos zum Buch: "Ashby House", dtv, Taschenbuch, 320 Seiten, 9,95 € | Bei Amazon kaufen

Meine Meinung: Irgendwie habe ich im Moment echt die Serie an Büchern, die mich komplett überraschen und sich als was ganz anderes entpuppen, als was ich erwartet hätte. Dabei wusste ich bei "Ashby House" gar nicht so recht, was ich erwarten sollte. Bereits im Vorfeld hatte ich bei Lovelybooks gelesen, dass der Autor selbst von einer Art "Soap Opera" gesprochen hat. Besonders nach dem Lesen der Beschreibung konnte ich mir darunter wenig vorstellen, war aber wahnsinnig gespannt. Trotzdem habe ich irgendwie mit einem Gruselroman gerechnet.

Den Gruselfaktor ließ "Ashby House" dann wirklich vermissen. Ich glaube nicht, dass ich wahnsinnig abgehärtet bin, aber so richtig Gänsehaut hatte ich selten. Allerdings hatte ich auch nicht das Gefühl, dass der Autor es besonders darauf abgesehen hat. Denn der Schreibstil ist wirklich komplett anders und hat mich positiv überrascht. Die Informationen zu den einzelnen Charakteren und die Hintergrundinfos sind wirklich in einem Stil geschrieben, wie man ihn in amüsant verfassten Klatschmagazin-Artikeln finden würde. Stellenweise hatte ich das Gefühl, über wirklich existierende Prominente zu lesen. Dabei hat sicherlich auch geholfen, dass Ludewig gekonnt Namen wirklich existierender Stars und Filme einstreut und somit seine fiktiven Charaktere mit realen Personen zu mischen. Lucille Shalott wird als absolute Filmliebhaberin beschrieben mit besonderem Augenmerk auf alten Filmen. Hierzu gibt es so viele interessante Infos, dass ich glauben möchte, dass Ludewig seine eigene Liebe zum Film in Lucilles Charakter eingebracht hat. Entweder das oder er hat sich wirklich wahnsinnig Mühe gegeben, um entsprechend zu recherchieren.

Besonders gefallen hat mir auch der Butler Steerpike. Ich gebe es zu, ich hatte schon einen kleinen Crush. Mein erster literarischer Crush in Jahren! Er wirkt einfach sehr interessant, smart und zurückhaltend, aber doch mitfühlend und manchmal auch ein bißchen frech. Insgesamt fand ich, dass er der am wenigsten durchschaubare Charakter des Buches war. Die beiden Schwestern, Lucille und Laura, waren mir stellenweise etwas zu schwarz und weiß. Erst am Ende hatte ich eigentlich das Gefühl, dass beide mich etwas überrascht hätten.

Überrascht haben mich auch die grafischen Sexszenen. Nicht, weil ich es schlimm finde, sondern weil man in dem Moment wenig damit rechnet. Und trotzdem hatte ich nicht das Gefühl, dass sie unpassend waren. Nach einem kurzen "Hallo!" passten sie sich prima in die Geschichte ein und waren auf keinen Fall geschmacklos geschrieben.

Der einzige kleine Minuspunkt ist meiner Meinung nach das Ende. Die Geschichte baut sich, wie es sein soll, langsam auf und nimmt an Spannung und Geschwindigkeit zu, aber gegen Ende geht mir einfach alles zu schnell, zu viele Informationen prasseln auf den Leser ein und ziehen zum Teil auch an ihm vorbei. Hier hätten es meiner Meinung nach gut und gerne noch 20-30 Seiten mehr sein dürfen, um das alles zu verpacken.

Insgesamt war das Buch wirklich ein sehr spannendes Debüt. Ich bin auf jeden Fall neugierig auf mehr und hoffe, nochmal was vom Autor lesen zu können. Leider kann ich keine halben Kittens vergeben (könnte ich, ist ja mein Blog, aber das geht bei anderen Portalen nicht und denen habe ich das Bewertungsschema angepasst), sonst wären es auf jeden Fall sehr, sehr gute 4,5.

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