Montag, 9. April 2012

Memoirs of an Imaginary Friend von Matthew Green

Zum Inhalt: Budo ist etwas ganz Besonderes. Nicht, weil er ein imaginärer Freund ist, denn davon gibt es ganz viele. Sondern weil er schon so lange existiert. Normalerweise leben imaginäre Freunde nur kurze Zeit, manche sogar nur ein paar Stunden. Aber Budo lebt schon seit fünf Jahren.

Budo ist der imaginäre Freund von Max. Der ist jetzt neun Jahre alt und anders als andere Kinder. Er mag es, allein zu sein und hasst es, angefasst zu werden. Sein Vater glaubt sogar, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Nur Budo darf immer bei Max sein. Aber plötzlich hat Max Geheimnisse vor ihm und verschwindet. Budo ist davon überzeugt, dass jemand seinen besten Freund entführt hat, aber das kann er natürlich niemandem sagen, denn nur andere imaginäre Freunde können ihn sehen und mit ihm sprechen. Also muss Budo selbst einen Weg finden, um Max zu helfen.

Meine Meinung: Ich hatte das Buch vor einiger Zeit in der Mayerschen gesehen und mich schon nach einer Seite verliebt. Aber mein Regal platzt ja momentan mal wieder, also packte ich es nur auf meine Amazon-Wunschliste. Immer wieder starrte ich es da an und war kurz davor, es zu bestellen. Als dann auch endlich der große Tag kam und mein Kindle bei mir eintrudelte, wusste ich dann sofort, dass das mein erstes eBook werden würde.

Schon bei den ersten paar Seiten musste ich an "The Curious Incident of the Dog in the Night-Time" von Mark Haddon. Das ist natürlich oberflächlich, aber Max's Denkweise, die durch Budo klar wird, ähnelt der von Christopher doch sehr. In seinem Kopf werden die Dinge stark vereinfacht, komplizierte zwischenmenschliche Sachen wie Sarkasmus, Zweideutigkeit oder Höflichkeit versteht er nicht. So ist auch Budo zunächst ein vermeintlich erwachsener imaginärer Freund. Mit der Zeit wird aber klar, dass er das ist, was Max sich unter einem Erwachsenen vorstellt. Er denkt zwar oft logischer, hat keine Angst, allein das Haus zu verlassen und kann Entscheidungen treffen, aber das alles basiert auch wieder darauf, was er durch Max gelernt hat. Und seine Welt dreht sich natürlich um Max. Nicht nur, weil er weiß, dass es für ihn das Ende bedeutet, wenn sein Freund ihn nicht mehr braucht, sondern auch, weil es eben sein bester Freund ist.

Da das Buch aus Budos Sicht geschrieben ist, ist der Leser fast allwissend. Genau wie Budo selbst. Denn der ist unsichtbar und kann durch Türen gehen. Er bekommt so natürlich Situationen und Gespräche mit, die andere Beteiligte nicht sehen können. Und genau das treibt einen auch in den Wahnsinn, wenn man plötzlich zu dem Punkt kommt, den Budo und man selbst eben nicht versteht oder wissen kann: Wo ist Max? Dazu bekommt man natürlich auch einen einfühlsamen Einblick auf die Sichtweise der anderen Beteiligten. Wie schwer es für die Eltern ist, mit einem so komplizierten Kind des Alltag zu bewältigen, obwohl keiner von ihnen wirklich weiß, wie er damit umzugehen hat. Wie auch die Lehrer alle meinen, genau zu wissen, wie sie Max zu behandeln haben und trotzdem jeder ihn eigentlich nur wie ein rohes Ei behandelt.

Das Buch ist unglaublich einfach geschrieben und liest sich so quasi in einem Rutsch durch. Und trotzdem hat Matther Green hier etwas sehr Komplexes geschaffen. Denn wie das alles mit unsichtbaren Freunden funktioniert, wie es sein kann, dass es so viele verschiedene Arten gibt, das ist bei genauer Betrachtung wahnsinnig schwer nachvollziehbar. Und trotzdem liest es sich so natürlich und zu keinem Zeitpunkt habe ich mich anstrengen müssen, um das überhaupt alles zu verstehen. Es ist eben so natürlich, als ob wirklich Budo - oder durch ihn auch Max - alles erzählt.

Ich fand "Memoirs of an Imaginary Friend" ganz bezaubernd. Ein schwieriges Thema so leicht und flockig zu verpacken, dass man zwar emotional ist, aber trotzdem dabei lachen kann, ist wirklich eine Kunst. Durch die leichte Sprache, die eben doch der eines Neunjährigen entspricht, ist es übrigens auch super für alle, die gern mehr englische Bücher lesen würden und deshalb auf der Suche nach leichter Einsteigerlektüre sind.

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