Dienstag, 6. März 2012

A Walk in the Woods von Bill Bryson

Zum Inhalt: Einige Zeit ist vergangen, seit Bill Bryson wieder mit seiner Familie zurück in die USA gezogen ist. Bevor er nach England zog, hatte er ja bereits sein Heimatland mit dem Auto erkundet, doch nun steht er vor einer neuen selbstauferlegten Aufgabe: Amerikas Natur zu Fuß erkunden! Und so machen er und sein Freund Stephen Katz sich auf, um den 2.100 Meilen langen Appalachian Trail zu bezwingen. Dieser schlängelt sich durch 14 Bundesstaaten und erscheint geradezu endlos, besonders für zwei Männer im "besten Alter", die nun nicht gerade sportlich sind. Was sie alles erleben und zu sehen bekommen, hat Bill Bryson in einem weiteren seiner Reiseromane festgehalten.

Meine Meinung: Da ist er wieder, mein Bill! Viel zu lange war es her, seit ich das letzte Buch von ihm gelesen habe. Doch "Notes From a Small Island" konnte mich ja damals nicht so ganz begeistern und so hatte ich vielleicht auch ein bißchen Angst, dass es mir mit "A Walk in the Woods" so ähnlich gehen würde. Zumal das Thema an sich ja erst einmal nicht so wirklich meins ist. Wandern? Natur? Hm!

Doch genau das wurde dann auch für mich zur Stärke des Buchs. Denn auch Bill Bryson und Stephen Katz sind alles andere als erfahrene Wanderer. Am ersten Tag glauben sie, dass es auch zugleich ihr letzter wird und allein der Anblick ihrer riesigen Rucksäcke lässt sie schon fast das komplette Projekt canceln. So krebsen sie auch gaaanz langsam den Appalachian Trail entlang, streiten sich oft, verfluchen häufig die Natur und freuen sich über jede Nacht, die sie nicht unter freiem Himmel verbringen müssen. Genau so würde es mir auch gehen. Und trotzdem kann ich auch alle Vorteile den Ehrgeiz der beiden verstehen. Mal ganz weg vom eigenen Leben und für alle unerreichbar sein. Keine Pflichten und Aufgaben, nur so gut wie möglich vorwärts kommen und so viel wie möglich von der unglaublichen Natur sehen. Sich grobe Ziele stecken wie "In zwei Tagen wollen wir die Stadt XY erreichen", die man aber je nach Vorankommen, Wetterlage und Stimmung auch wieder verwerfen kann. Das klingt schon toll, zumindest für eine Weile.

Sehr beeindruckend waren auch die Beschreibungen der verschiedenen Nationalparks, Berge und Wälder. Gerade die Staaten in der Mitte sind für uns hier ja oft eher "eine Suppe". Solang es nicht um den Unterschied zwischen Kalifornien und New York geht, machen wir uns selten Gedanken darüber, in welchem Staat es viele Wälder oder große trockene Ebenen gibt. Aber genau diese werden von Bryson beschrieben. Besonders Wälder und Seen gibt es entlang des Trails jede Menge zu sehen.

Wie immer besteht das Buch natürlich auch nicht nur aus einem Step-by-Step Reisetagebuch, sondern es gibt auch jede Menge private Anekdoten aus Brysons Leben. Und dazu auch noch viele Informationen zum Trail, zu den verschiedenen besuchten Staaten, zu Amerikas Tier- und Pflanzenwelt, und, und, und... Das klingt natürlich erstmal wieder sehr trocken und nüchtern, aber durch seine lockere, lustige Art  kommt es überhaupt nicht so rüber. Zugegeben, die ein oder andere Zahl oder mal ein wissenschaftlicher Fakt hier und da weniger hätte es sein dürfen. Dafür hätte ich gern mehr über Stephen Katz gelesen. Der ist nämlich in Brysons Beschreibung eine liebenswerte Nervensäge und ich musste immer wieder schmunzeln, wenn von ihm erzählt wurde. Zum Beispiel rastet er gleich am ersten Tag aus, hat die Nase voll von seinem schweren Rucksack und wirft kurzerhand einiges an Proviant und ein paar vermeintlich wichtige Ausrüstungsgegenstände irgendwo in die Natur. Das erzählt er Bryson natürlich erst Meilen später und fortan ernähren die beiden sich bis zum nächsten Stop von Snickers. Davon hat Katz natürlich jede Menge dabei, ist ja klar.

Der Grund, weshalb es dann nicht ganz für fünf Kitten gereicht hat, ist einfach die Wiederholung. Auch wenn die sie umgebende Natur sich ständig ändert, so bleibt der Ablauf der Wanderung doch gleich und viele Situationen kommen immer und immer wieder vor. Dazu tauchen bei den besuchten Städten auch noch einige auf, welche Bryson bereits in "The Lost Continent" besucht und beschrieben hatte. Da fand ich es dann sehr schade, dass doch noch so viel Fokus darauf gelegt wurde. Aber nunja, das ist bei diesem tollen Buch auch schon Jammern auf ganz hohem Niveau.

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