Dienstag, 13. März 2012

Matched von Ally Condie

Zum Inhalt: Endlich läuft in der Welt alles in geordneten Bahnen! Partner werden aufgrund ihrer Gene füreinander ausgewählt und zeugen so gesunde, schöne Kinder. Die Menschen können sich voll und ganz auf ihre Führer verlassen, die für sie den geeigneten Beruf aussuchen, ihre Mahlzeiten zusammenstellen, sie durch mangelnden persönlichen Besitz vor Neid und Missgunst bewahren und die für sie den Tagesablauf planen. Alles ist perfekt und, vor allem, sicher.

In dieser Welt ist Cassia aufgewachsen. Sie ist jetzt siebzehn und steht kurz vor dem bisher wichtigsten Ereignis ihres Lebens: Ihr Match Banquet. Bei diesem Ereignis bekommen Siebzehnjährige ihren zukünftigen Partner zugeteilt. Und für Cassia könnte es auch gar nicht besser laufen, denn ihr Match ist Xander, der Junge, der schon ihr ganzes Leben lang ihr bester Freund ist.

Doch als Cassia sich die Microcard anschauen möchte, welche die Daten ihres Matches enthalten soll, erscheint dort nicht Xander, sondern Ky. Ky ist ein Junge aus ihrer Nachbarschaft, doch eigentlich ist er dazu verdammt, als Single zu leben. Kurz darauf entpuppt sich dies auch als Fehler des eigentlich unfehlbaren Systems. Cassia erfährt, dass Xander weiterhin ihr Match ist und alles ist wieder gut. Oder? Alles könnte so schön sein, doch dieses Ereignis bringt Cassia dazu, sich für Ky zu interessieren. Mehr und mehr kommt sie zu dem Schluss, dass ihre Welt doch nicht so perfekt ist, dass ihr Leben so viel mehr zu bieten hätte, als das, was ihr die Gesellschaft erlaubt. Doch das System anzuzweifeln, ist streng verboten und wenn jemand von Cassias Zweifeln erfährt, bedeutet das nicht nur für sie eine Gefahr, sondern für ihre ganze Familie.

Meine Meinung: Jetzt stellt euch mal vor, man müsse sich um nichts mehr kümmern. Ständig diese Entscheidungen und Versuchungen! Ich will abnehmen, aber wer schützt mich vor dem ganzen leckeren Süßkram? Welchen Beruf soll ich annehmen und wo führt mich das hin? Werde ich später vielleicht arm und arbeitslos sein? Und wie finde ich den richtigen Partner? Oder besser noch: Wer ist denn der richtige Partner für mich? Da wäre es doch viel, viel besser, wenn da jemand wäre, der sich für mich darum kümmern würde, oder? Der mir genau aufzeigen würde, welcher Weg zu welcher Zeit der richtige für mich ist und der mir gleichzeitig völlige Sicherheit garantieren würde. Selbst, wenn ich einen unschönen und harten Beruf habe, besitze ich am Ende des Tages das gleiche wie meine Nachbarn, habe in meinem Haus den gleichen Komfort. Und ich muss mich auch nicht um meine eigene Attraktivität kümmern, darf das sogar gar nicht, denn mein Partner wird ja sowieso nach rein wissenschaftlichen Aspekten für mich ausgewählt. Und das ist auch gut so, denn so bekommen wir zusammen perfekte Kinder und müssen uns nie um deren Gesundheit sorgen, denn wirklich schlimme Erbkrankheiten gibt es so gut wie keine mehr.

Eigentlich klingt das doch super, oder?

Aber jetzt überlegt euch auch, was ihr dafür aufgebt. Zusammengefasst kommt dabei dann ein Wort raus: Freiheit. Die Freiheit, eigene Entscheidungen zu treffen, das eigene Leben selbst zu gestalten und sich so schließlich von anderen Menschen zu unterscheiden. Wie Cassia auch sehr treffend im Buch beschreibt, gibt die Gesellschaften den Bürgern immer einen Geschmack dessen, was das Leben so bietet, nie aber das Leben selbst.

Dabei bekommt man von Ally Condie auch gleich die gesamte Wucht einer solchen Gesellschaft entgegen geschleudert. Für einen Moment lässt mich das zweifeln, denn immerhin ist das ja ein Jugendbuch. Jetzt behaupte ich nicht, dass Jugendliche dumm und oberflächlich sind (auch wenn ich es mit 15 / 16 sicherlich war), aber vieles in diesem Buch klingt fast schon wie eine wissenschaftliche These. Das ist natürlich für eine Dystopie gar nicht so ungewöhnlich, eigentlich sogar wünschenswert. Ich persönlich liebe Condies Schreibstil und die vielen Details, die Beschreibungen der einzelnen Aspekte von Cassias Alltag. Aber ich glaube, als Jugendliche hätte mir die Geschichte stellenweise dadurch zu sehr gestockt. Ich hätte mir wahrscheinlich gewünscht, dass die Dreiecksgeschichte um Cassia, Xander und Ky schneller entwickelt, dass mehr passiert. Wahrscheinlich hätte ich viele Stellen, die z.B. den Ablauf des Alltags betreffen einfach übersprungen.

Durch diese vielen Beschreibungen schafft Condie es aber auch, eine Stimmung zu schaffen, die einer solchen Dystopie absolut angemessen erscheint. Man spürt förmlich, wie geradlinig und steril Cassias Welt ist. Durch den Mangel an Besitztümern sind die Häuser der Menschen natürlich alle nur zweckmäßig eingerichtet. Schaue ich mich bei mir zu Hause um, fällt mir erst jetzt auf, wie wichtig der ganze Kram ist, der sich hier so angehäuft hat. Ich stelle mir meine Regale ohne Inhalt vor (hätte ich dann überhaupt Regale?), meine Schränke nur gefüllt mit den wenigen einheitlichen Kleidungsstücken, nirgendwo Blumen, Bilder oder andere Dekoration. Das schafft eine traurige, fast depressive Stimmung, die nur durch die Anwesenheit der von Cassia so geliebten Menschen unterbrochen wird. Vielleicht ist es diese leere, trübe Umgebung, aber die Menschen wirken dadurch umso farbfroher. Es wird einem beim Lesen immer mehr bewusst, wie unterschiedlich sie sind und dass auch jeder von ihnen anders mit den Gegebenheiten umgeht. Manche sind absolut glücklich mit ihrer Situation, vielleicht auch, weil sie sich nicht mehr vorstellen können. Andere wiederum rebellieren im Stillen gegen die Regeln und wünschen sich mehr vom Leben. Doch eins haben alle gemeinsam: Ihnen geht die eigene Familie über alles.

Mir hat "Matched" richtig gut gefallen. Ich mag Bücher, die mich in eine bestimmte Stimmung versetzen können und das war hier definitiv der Fall. Das Thema war auch absolut meins. Deshalb bekommt es von mir auch die Höchstwertung.

Bewertung:

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Du willst mir einen Kommentar hinterlassen? Super, darüber freue ich mich sehr!

Kritik und Anregungen sind genauso willkommen wie Lob und liebe Grüße. Aber bitte bleib dabei immer höflich, auch meinen anderen Lesern gegenüber. Kommentare, die mich oder andere beleidigen, rassistisch oder sexistisch sind, werden nicht freigeschaltet.

Bitte hab Verständnis dafür, dass ich alle Kommentare manuell freischalte, weil ich auch nicht temporär Spam oder Flaming auf meinem Blog haben möchte.