Montag, 22. August 2011

Spieler für immer von Cornelia Jönsson


Zum Inhalt: Im letzten Teil der "Spieler"-Trilogie lässt uns Cornelia Jönsson wieder am Leben und Spielen ihrer Hauptcharaktere teilnehmen. Wie entwickelt sich Paulines Leben, nachdem sie sich endgültig von Ann als Person und Herrin getrennt hat? Was passiert mit der Beziehung von Franzi und Marius, die sich ja anscheinend nie gegenseitig genug sind? Und was passiert mit den anderen Personen, welche in ihr Leben treten?

Meine Meinung: Auch im dritten Teil erfährt man wieder viel über die einzelnen Charaktere und deren Verhältnis zueinander. Dabei spielt die SM-Szene hier gar nicht mehr eine so große Rolle. Sie ist zwar schon noch da und alle Charaktere sind ein Teil von ihr, aber es ist mittlerweile nicht mehr nötig, dass Einzelheiten dem Leser erklärt werden, dass Veranstaltungen und deren Ablauf, einzelne Rollen erklärt und analysiert werden. Hier geht es vielmehr um das Leben an sich und was es mit und aus den Menschen macht. Hauptsächlich natürlich um negative Schicksale. Das finde ich persönlich etwas einseitig. Zwar bin ich selbst nicht in der SM-Szene unterwegs, kann und möchte mir aber auch nicht vorstellen, dass eigentlich bei jedem dort eine negative Erfahrung aus Kindheit und Jugend der Grund ist, warum man Schmerz mag oder gerne schlägt. Hier scheint mit jeder dominanten Rolle ein Kindheitstrauma und mit jeder submissiven eine psychische Störung Hand in Hand zu gehen. Ob das auch wirklich so ist, sei mal dahin gestellt. Ich hatte an vielen Stellen das Gefühl, dass Frau Jönsson selbst nun weniger Interesse am Thema SM hatte und deshalb lieber mehr auf die vielen Arten psychischer Probleme eingeht. Daher kommen auch viele Charaktere vor, die mit der eigentlichen Geschichte und den Protagonisten kaum etwas zu tun haben. Beispielsweise werden ihre Nachbarn und deren Probleme und Lebensweisen häufig erwähnt, nur wenige haben jedoch überhaupt Kontakt zu der WG.

Insgesamt fand ich den dritten Teil etwas schwächer als seine Vorgänger. Hauptsächlich eben wegen dieser Verallgemeinerung. Zudem hat mir das Ende auch nicht wirklich zugesagt. Es sollte vielleicht eine endgültige Schlussfolgerung sein in Form von "was wirklich zählt...", bei mir ließ es dafür aber doch zu viele Fragen offen und war letztendlich zu platt. Ich möchte jetzt hier nicht spoilern, möchte aber doch auch erwähnen, dass eine "Lösung" für eines der Probleme letztendlich nur noch mehr Fragen aufwirft und man sich fragt, wie und warum es zu so etwas kam.

Zudem nervte mich Pauline in diesem Buch einfach nur noch. Es ist mittlerweile klar, dass sie sich nach einem Leben in einer durch und durch submissiven Rolle sehnt. Frau Jönsson macht auch klar, dass es diese Menschen nun einmal gibt und dass das keine Entscheidung für eine bestimmte Lebensweise, sondern eine, eventuell von Geburt an bestehende, Grundeinstellung ist. Daher kann man Pauline auch als Charakter noch nicht einmal kritisieren und vielleicht ist es ja sogar gut, wenn man als Leser von ihr genervt ist. Denn gute Charaktere haben nun einmal eine Auswirkung auf den Leser. Aber trotzdem wollte ich das Buch häufig aus der Hand legen und habe einige Stellen auch tatsächlich eher überflogen statt sie wirklich zu lesen, weil mich das sonst aggressiv gemacht hätte. Dieser große Spalt zwischen ihrer submissiven, selbstlosen Rolle im "Spiel" und der arroganten, egoistischen Haltung, dass sie eben nur das will und jede Art von emotionaler Nähe verwehrt, ist an vielen Stellen geradezu unerträglich. Sie möchte eigentlich das, was viele Menschen sich in kurzen One Night Stands holen, nur geht das bei ihrer Art der Sexualität eben nicht. So braucht eine Herrin, die auch außerhalb des Schlafzimmers ein Spiel mit ihrer spielt, quasi während das ganz normale Leben so nebenbei läuft. Das geht nicht in nur einen Nacht, trotzdem möchte sie nie über dieses anteilnahmslose Level hinauskommen. Selbst als "stiller Beobachter" fand ich es häufig schwer, mich damit abzufinden.
Insgesamt hat es aber Spaß gemacht, diese Trilogie zu lesen. "Spieler für immer" ist in vielerlei Hinsicht ein gelungener Abschluss, wenn auch einige Fragen unbeantwortet und einige Enden offen bleiben.

Bewertung: 

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