Dienstag, 30. August 2011

Der Pestengel von Freiburg von Astrid Fritz


Zum Inhalt: Clara und Heinrich führen ein harmonisches Leben mit ihren Kindern in Freiburg. Heinrich ist Arzt und Clara hilft ihm häufig bei seinen Patientenbesuchen. Ihre größte Sorge ist dabei, dass ihr ältester Sohn, Benedikt, sich so gar nicht so entwickelt, wie sie es sich gewünscht hätten. Heinrich ist enttäuscht, weil Benedikt lieber als Steinmetz arbeitet, statt als Arzt in seine Fußstapfen zu treten. Clara hingegen ist besorgt wegen der Liebschaft, welche sich schon seit ihrer Kindheit zwischen ihrem Sohn und der jüdischen Nachbarstochter, Esther, entwickelt. Aber dies sind kleine Sorgen, die die allgemeine Harmonie in der Familie nicht stören, bis sich in vielen deutschen Städten die Christen gegen ihre jüdischen Mitmenschen - und somit auch gegen deren Befürworter - wenden. Kurz darauf erreicht auch die Pest Freiburg und Claras kleine Welt wird durch die viele Ereignisse völlig auf dem Kopf gestellt.

Meine Meinung: Ich lese zwar sehr gerne historische Bücher, aber sonst befasse ich mich nicht genug mit der damaligen Zeit, um wirklich sagen zu können, wie genau sich ein Autor an die Fakten hält. Bei "Der Pestengel von Freiburg" hatte ich trotzdem das Gefühl, dass alles sehr stimmig wirkte. Insgesamt fand ich alles nachvollziehbar und besonders bei der Beschreibung der allgemeinen Stimmung und Verzweiflung während der Pest, hat Frau Fritz es geschafft, mir das alles sehr nahezubringen. Ich konnte mir wirklich vorstellen, durch die verlassenen Straßen von Freiburg zu gehen und noch stellenweise die Schreie der Erkrankten und deren Angehörigen zu hören.

Sehr gut fand ich auch die Charaktere von Clara und Benedikt beschrieben. Beide sind die Helden dieses Buches, aber beide haben ihre Schwächen, die auch schonungslos beschrieben werden. Sie erfüllen Ihre Pflichten, sind mitfühlend und verantwortungsbewusst und doch sind sie auch - ganz menschlich - manchmal eigennützig und handeln auch so. Ihre verschiedenen Ansichten bezüglich Werte und Moral beeinflussen sich durch ihre Beziehung als Mutter und Sohn gegenseitig. Anfangs sorgt dies für mehr als nur Reibereien, aber als die Geschichte ihren Lauf nimmt, müssen beide erkennen, dass der jeweils andere mit seiner Sicht der Dinge gar nicht so falsch liegt.

Der Titel des Buches ist etwas irreführend. Zwar erfährt der Leser später, wofür er steht, aber eigentlich geht es hier um viel mehr als nur um die Zeiten der Pest. So ist "Der Pestengel von Freiburg" eigentlich eher die Biografie einer ganz normalen Frau / Famile zu dieser Zeit. Beschrieben werden Probleme und Geschehnisse, wie es sie wohl in vielen Familien damals gab und es geht um die ganz eigene Art der Familie Grathwohl, mit diesen umzugehen.

Insgesamt fand ich das Buch sehr schön und flüssig zu lesen. Stellenweise war die Geschichte etwas zäh und ereignislos, weil Frau Fritz viele Sachen auch lange und über mehrere Seiten hinweg beschreibt, die eventuell auch mit weniger Worten ausgekommen wären. Doch hinterher findet man immer, dass diese Erzählungen und Erklärungen sehr hilfreich dabei waren, sich in die Zeit hineinversetzt zu fühlen. Das Ende hätte ich durchaus schlechter bewertet, wenn es der Autorin nicht so hervorragend gelungen wäre, es doch spannend zu machen. Es wäre sehr vorhersehbar, ist es eigentlich auch, aber durch verschiedene Wendungen und Ereignisse war zumindest ich mir dann doch fast sicher, dass es nicht so kommen wird. Sie hat es also sehr schön geschafft, ein verhältnismäßig langweiliges Ende doch noch so gut zu verpacken.

Schön finde ich übrigens auch das umfangreiche Glossar am Ende. Ich hatte zwar eigentlich keine Verständnisprobleme, aber so hätte man kurz einen Ausdruck nachschlagen können, ohne den Faden zu verlieren.

Bewertung:

Das war dann auch mein letztes Themenlesen-Buch im August. Somit habe ich alle Bücher gelesen, die ich mir diesen Monat dafür ausgesucht hatte. Zwar waren es insgesamt weniger Bücher als geplant für den ganzen Monat, aber das Themenlesen war seeehr erfolgreich. Heute fange ich auch gleich das erste für September an. Es ist zwar erst der 30., aber dafür habe ich diesmal sooo viele Bücher, die zum Thema passen, da kann man ruhig eher anfangen.

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