Donnerstag, 30. Juni 2011

Die Wanderhure von Iny Lorentz


Zur, vielen wahrscheinlich bereits aus dem gleichnamigen Fernsehfilm bekannten, Geschichte: Marie ist die Tochter eines reichen Bürgers und soll bald mit einem traumhaften Schwiegersohn verheiratet werden. Doch der hat ganz andere Pläne und es mehr auf den Besitzt des lieben Schwiegerpapas abgesehen. Darum lässt er Marie kurzerhand entehren und klagt danach den Vater an, ihm seine nicht mer jungfräuliche Tochter unterjubeln zu wollen. Marie wird daraufhin kurzerhand als Hure verurteilt und aus ihrer Heimatstadt Konstanz verbannt, um fortan ein Leben als Wanderhure zu führen.

Das Buch hat mich schlichtweg umgehauen. Die Schreibweise von Iny Lorentz (wie ich erfahren musste, gibt es die gar nicht, sondern es handelt sich um das Pseudonym eines Autorenpaares) ist flüssig und trotz angemessen älterer Sprache nie staubig und trocken. So passt es zur Geschichte, langweilt jedoch nie. Wichtige Details zum damaligen Leben, die sicher nicht jedem Leser so geläufig sein dürfte, werden quasi mit der Geschichte vermittelt anstatt trocken, z.B. in Fußnoten, erklärt zu werden.

Die Geschichte selbst findet immer wieder neue Wendungen, manche vorhersehbar, manche wirklich komplett überraschend. Immer wieder tun sich besonders im Verhalten der Männer, denen Marie begegnet, menschliche Abgründe auf, bei denen einem fast schon der Ekel überkommt. Dabei bedienen sich die Autoren aber nie dem puren Horror und Ekel oder gar dem gern gesehenen Verkaufsgrund Sex, sondern es sind auch dabei die schöne Schreibweise und die Spannung, die den Leser faszinieren. So kommt trotz den satten 600 Seiten des Buches nie wirklich Langeweile auf. Ab und an gab es ein paar langatmige Seiten, vor allem dann, wenn die Reisen der Huren und deren Leben währenddessen, bzw. die Landschaften zu genau beschrieben wurden. Aber das ging immer schnell vorbei und die meist darauf folgendene Spannung in Form von sich überschlagenden Ereignissen haben mich mehr als dafür entschädigt.

Besonders interessant fand ich die Entwicklung der Charaktere, allen voran natürlich Marie. Im Verlaufe des Buches wird sie von der braven, schüchternen, verängstigten Bürgerstochter zu einer Frau, die so tough wirkt, als ob ihr nichts und niemand mehr etwas anhaben kann.

Ich werde mir auf jeden Fall noch die beiden Nachfolger besorgen und hoffen, dass diese mich auch so begeistern.

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